Das politische Mitmachbuch

Ein Wegweiser zur aktiven Gestaltung der Demokratie

In einer Zeit, in der Rechtspopulismus an Zuspruch gewinnt und undemokratische Meinungen immer salonfähiger werden, ist Partizipation besonders von jungen Menschen von entscheidender Bedeutung für die Gestaltung unserer Demokratie. Das Buch „Aktivistmuss“, herausgebracht vom Verlag Antje Kunstmann, begleitet Menschen, die sich gezielter mit den Themen Demokratie und Aktivwerden auseinandersetzen wollen.

Geschrieben von Frauke Seeba und gestaltet von Matthias Seeba-Gomille führt das Mitmachbuch Menschen in die Tiefen der politischen Partizipation. Mit dem Slogan „Aktiv ist Muss oder Aktivismus – Infotainment für alle, die es leid sind, den Mund zu halten“ wirbt das Buch zum Mitgestalten unserer Demokratie. Mithilfe von einführenden Texten, Quizfragen, zitierten Tweets und Zeitungsartikeln informiert es Leser*innen in einem interaktiven Rahmen über die Demokratie, Meinungsfreiheit, Verschwörungserzählungen, Extremismus und vieles mehr. Zudem lässt das Buch auch genug Platz für das Ausdrücken eigener Gedanken. In einem kurzen Interview beantwortet die Autorin Frauke Seeba einige Fragen zu ihrem Buch.

Was hat Sie inspiriert, das Buch „Aktivistmuss“ zu schreiben? 

Im Oktober 2014 gründeten wir die „Hooligans Gegen Satzbau“ – eine der reichweitenstärksten Onlineinitiativen, die sich gegen rechte Strömungen in der Gesellschaft stark machen. Ursprünglich als Spaßprojekt gestartet, kommentierten und illustrierten wir das politische und soziale Weltgeschehen mit viel Ironie und Spaß an der Sache. Auffallend und laut haben wir so einer von Populismus, Meinungsmache und Fake-News geprägten Gesellschaft einen unbequemen Spiegel vors Gesicht gehalten.
Über die Jahre hinweg wurden die Hools immer größer und wichtiger und wir fingen an, Fragen zu beantworten, über Hintergründe zu informieren, über Desinformationsstrategien aufzuklären und unsere Community zu animieren, sich lautstark einzusetzen, wenn Unrecht geschieht und Diskussionen und Auseinandersetzungen nicht zu scheuen.
Wir haben bemerkt, dass viele Menschen aus Unsicherheit und Angst schweigen oder wegsehen. Das sind angesichts der gegenwärtigen Entwicklungen bedenkliche Umstände. Denn wir alle stehen in der Verantwortung, zu handeln und unsere Demokratie zu schützen.
So kam es, dass wir uns in Aktivistmuss umbenannten und unsere Anonymität als Hools aufgaben – wir wollten nicht mehr als Maskierte vorangehen, sondern selbstbewusst Seite an Seite rechten Akteur*innen die Stirn bieten.
Das politische Mitmachbuch „Aktivistmuss“ war dann die nächste logische Schlussfolgerung. Es gab viele Fragen und wir hatten die Antworten durch unsere jahrelange Arbeit. Warum diese also nicht für alle zugänglich machen in einer Form, die auch noch Spaß macht und uns ein Stück weit selbstreflektieren lässt?

Für welche Zielgruppe haben Sie das Buch geschrieben?

Wir haben das Buch für alle Menschen geschrieben, die mehr verstehen und sich auch ein Stück weit selbst hinterfragen wollen. Mehr Demokratie, mehr Hintergründe, mehr Einblicke, wie Meinungen gemacht und benutzt werden, mehr Selbstreflexion. Es ist so zugänglich geschrieben, dass auch jene, die bisher wenig Erfahrung mit Themen wie Demokratie, Meinungsbildung, Verschwörungserzählungen, rechten Bewegungen, der digitalen Welt und Aktivismus hatten, es leicht lesen und verstehen können. Aber es bietet auch hilfreiche Informationen und weiterführende Fragen für Menschen, die sich schon länger mit den Themen beschäftigen. Man könnte also sagen, es ist ein Buch für alle, die sich mit sich selbst, der Gesellschaft und der Politik auseinandersetzen wollen.

Wie sehen Sie die Rolle von Jugendlichen bei den aktuellen Herausforderungen der Demokratie?   

Unsere Jugendlichen tragen eine schwierige und wichtige Rolle, der sie kaum nachkommen können. Denn politische Bildung findet in den Schulen unzureichend statt, oft ist Politik als Unterrichtsfach nur für bestimmte Jahrgänge vorgesehen und dann auch nur mit maximal einer Wochenstunde. Und das in einer Demokratie, in der wir alle mitentscheiden können und irgendwie auch müssen. Wie sollen sich (junge) Menschen orientieren, wenn ihnen das Wissen dazu nicht beigebracht wird?
Erschwerend hinzu kommt, dass sie die erste Generation sind, die mit den sozialen Netzwerken aufwachsen und permanent von Meinungen und Meinungsmache umgeben sind. Skills, wie sie damit umgehen können, bringen sie sich weitestgehend selbst bei – das wird ihnen schließlich nicht gezeigt, denn in der Schule ist dafür kaum Platz.
(Partei-)Politik wird oft als eine Sache der alten und „gebildeten“ Leute wahrgenommen und ist nur schwer zugänglich. Nun hat vor allem die AfD begriffen, dass sie junge Rolemodels in den eigenen Reihen und in den Netzwerken brauchen, die die Sprache der Jugendlichen sprechen, um diese zu erreichen.
Unser Buch ist ein kleiner Anfang, das Demokratiegefühl in uns allen – jung wie alt – wiederzubeleben und Einblicke und Informationen zu erhalten, die wir sonst so komprimiert und umfangreich kaum finden, um uns in einer hybriden Welt mit jeder Menge Meinung und Manipulation zurechtfinden zu können.
 

Das Buch und weitere Informationen finden Sie unter folgendem Link.

Zur Person

Frauke Seeba, und Matze Seeba agieren seit 2014 erfolgreich, humorvoll und medienwirksam als „Hooligans gegen Satzbau gegen rechte Narrative im Netz. Dabei folgen mehr als 200.000 Menschen der Erziehungswissenschaftlerin und dem Kommunikationsdesigner in den sozialen Netzwerken. Bisher agierten sie anonym. Doch jetzt ist Zeit für ein neues Kapitel mit dem Buch „Aktivistmuss“